
Sie war eine begabte Chirurgin, sie war Nonne und sie war schwer medikamentensüchtig. Ich war Nonne mit Herzblut, und als ich sah, wie gefühllos sie von ihren Teamkolleginnen behandelt wurde, verlor ich meine Illusionen.

Mein Name ist Eileen Donnelly. Ich wurde am 5. Juli 1911 in einem kleinen Dorf etwas ausserhalb von Montreal geboren. Zusammen mit zwei Brüdern und zwei Schwestern wuchs ich in einem streng katholischen Zuhause auf. In der Schule wurde ich von katholischen Nonnen in den grundlegenden Lehren der Kirche unterrichtet.

Wie jedes Teenagermädchen träumte ich davon, eines Tages eine eigene Familie und ein eigenes Heim zu haben. Unter der Woche ging ich auf eine öffentliche Schule und am Samstag besuchte ich den Katechismusunterricht, der von Nonnen des Franziskanerordens erteilt wurde.

Die ersten 29½ Jahre meines Lebens war ich römisch-katholisch, und wollte man mein Wesen mit zwei Worten beschreiben, so wären dies “Aufrichtigkeit” und “Eifer” gewesen. Ich hatte ein intensives Verlangen, das zu tun, was richtig war. Ich ging zur Messe, empfing die Sakramente, liebte meine Nächsten und versuchte grundsätzlich allen Menschen gegenüber das Gute zu tun. Ich war überzeugt, dass ich auf diesem Weg den Himmel erreichen würde.

Geboren und aufgewachsen bin ich in einer katholischen Familie. Meine Mutter war sehr fromm. In meinem Leben kam der Moment, an dem ich Gott auf eine besondere Art und Weise dienen wollte. Da ich katholisch war, kannte ich keine andere Möglichkeit dafür als den Weg ins Kloster.

Meine Mutter war eine überzeugte Methodistin, als sie 1913 das Wagnis einging, einen überzeugten Katholiken zu heiraten. Von ihrer Familie wurde sie deshalb verstossen. Einige ihrer Schwestern machten dies später rückgängig; als sie älter wurden, nahmen sie wieder Kontakt auf. Meine Eltern bekamen 18 Kinder, elf Knaben und sieben Mädchen. Drei starben im Kleinkindalter.

Ich hatte noch nie gelesen, was im Epheserbrief, Kapitel 2 Vers 8 steht, und hatte deshalb auch nicht begriffen, dass Gottes Gnade ein freies Geschenk ist, das man durch den Glauben bekommt. Ich meinte, dass man sich die Gnade verdienen kann. Deshalb hatte ich grosse Pläne, was ich für Gott tun wollte. In meiner jugendlichen Vorstellung hiess das, in ein Kloster einzutreten.

Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, umgeben von einer grossen Familie mit liebevollen, frommen Eltern. Besonders mein Vater glaubte aufrichtig an Gott. Er wurde am Ende des 19. Jahrhunderts in Russland geboren. Als 1917 die bolschewistische Revolution ausbrach, kämpfte er auf der Seite des Zaren. Eine Kugel traf den 20-Jährigen an der linken Schläfe, worauf er sofort erblindete. Da die Kugel in der Schläfe stecken blieb, hatte er keine
weiteren Schäden.

Im Alter von 19 Jahren wurde ich römisch-katholisch getauft. Ich hatte nach Gott gesucht und meinte, im Katholizismus die wahre Religion gefunden zu haben. Mein neuer Glaube gab mir viel Kraft, aber nach ein paar Jahren begannen die geistlichen Kämpfe. Ich sehnte mich nach Gewissheit, dass ich gerettet war, doch der Friede blieb aus.